Industriekonzern am Ende?
"Wird praktisch aufgelöst": Thyseenkrupp steht laut Medienbericht vor dem Mega-Kahlschlag
- Veröffentlicht: 26.05.2025
- 11:21 Uhr
- Benedikt Rammer
Der Industriekonzern Thyssenkrupp steht vor einem umfassenden Umbau. Das Unternehmen plant offenbar einen radikalen Strukturwandel, der die Zerschlagung des Konzerns zur Folge haben könnte.
Das Wichtigste in Kürze
Thyssenkrupp wird laut einem Medienbericht in eine Holding umgebaut und viele Geschäftsbereiche verkauft.
Der traditionsreiche Stahlhandel soll an die Börse gehen, trotz geringer Gewinnaussichten.
Das verbleibende Geschäftsfeld "Grüne Technologien" wird bei Expert:innen als kritisch angesehen.
Thyssenkrupp, einst ein Symbol der deutschen Industriegeschichte, steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Konzernchef Miguel Lopez hat Pläne angekündigt, das Unternehmen in eine Holding umzuwandeln. Das will die "Bild"-Zeitung aus Konzernkreisen erfahren haben. Dies soll den Verkauf weiterer Teile ermöglichen und den Konzern von 500 auf 100 zentrale Mitarbeiter reduzieren. Weitere Stellenstreichungen in der Verwaltung sind geplant. Eine mit den Vorgängen vertraute Person beschreibt die Transformation laut "Bild" als die Schaffung einer "Dachgesellschaft ohne Inhalt".
Von Thyssenkrupp soll maximal noch "ein Rumpf" bleiben
Diese Entscheidung bedeutet das Ende einer Ära für Thyssenkrupp, die untrennbar mit der deutschen Geschichte verbunden ist. Die Hochöfen von Krupp und Thyssen schmolzen das Eisen, das Deutschlands Aufstieg zur Industrienation ermöglichte. Der Konzern spielte auch eine zentrale Rolle im Wiederaufbau der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Leitung von Berthold Beitz. Doch die Ära der traditionsreichen Stahlsparte endet nun, und der Abschied vom Stahlhandel wird vorbereitet.
Der Bereich Stahlhandel, mit 16.000 Mitarbeiter:innen und einem Jahresumsatz von 12,1 Milliarden Euro, soll an die Börse gebracht werden. "Sinn macht das nicht, der Handel mit Stahl und anderen Werkstoffen wirft wenig Gewinn ab", sagte ein hochrangiger Manager zu "Bild". Trotz dieser Bedenken halte der Vorstand um Lopez an seinen Plänen fest. Ohne die Bereiche Stahl, Schiffbau und Handel werden 70 Prozent des Jahresumsatzes wegfallen. Auch die Autozulieferer-Sparte steht vor dem Ausverkauf oder einer Schließung. "Nur ein Rumpf bleibt im besten Fall", zitiert "Bild" einen weiteren Manager.
Konzentration auf grüne Technologien bei Thyssenkrupp
"Am Ende wird Thyssenkrupp praktisch aufgelöst", soll es von hochrangige Quellen aus dem Unternehmen weiter heißen. Was von dem Großkonzern übrig bleibt, ist das Geschäftsfeld "Grüne Technologien". Insider:innen berichten jedoch, dass dieses Segment zu klein sei, um eigenständig überleben zu können. "Am Ende wird Thyssenkrupp praktisch aufgelöst", sagen hochrangige Quellen aus dem Unternehmen laut "Bild". Die Pläne zur Umstrukturierung müssen noch vom Aufsichtsrat gebilligt werden, doch größere Widerstände sind nicht zu erwarten.
Politische Interventionen erscheinen unwahrscheinlich, obwohl die nationale Sicherheit durch den Verkauf der Militärwerft TKMS betroffen sein könnte. Die Marine benötigt U-Boote und Fregatten für die Verteidigung der Ostsee. Kritiker:innen werfen dem Kanzleramt vor, das Thema zu vernachlässigen. "Kanzler (Friedrich) Merz lässt das Thema wie sein Vorgänger schleifen", klagen mehrere involvierte Personen.
Für Konzernchef Lopez könnte sich die Zerschlagung des Unternehmens persönlich auszahlen: Insider:innen berichten von einer möglichen Vertragsverlängerung nach einer außerordentlichen Hauptversammlung im August. Lopez plant bereits eine Feier mit Top-Manager:innen in Madrid, um über die Zukunft von Thyssenkrupp zu sprechen und möglicherweise seinen persönlichen Erfolg zu zelebrieren. "Madrid wird seine Krönungsmesse!" so ein Manager gegenüber "Bild".
- Verwendete Quellen:
- "Bild"-Zeitung: "Nach 214 Jahren wird Thyssenkrupp zerschlagen"