Deutsch-amerikanische Beziehungen
Vor Telefonat mit US-Präsident: Merz macht Trump klare Ansage
- Veröffentlicht: 08.05.2025
- 08:25 Uhr
- Joachim Vonderthann
Zuletzt hagelt es teils harsche Kritik aus den USA an Deutschland. Jetzt spricht Neukanzler Merz mit US-Präsident Trump - und findet im Vorfeld deutliche Worte.
Die Außenpolitik steht im Fokus der ersten Tage von Neukanzler Friedrich Merz (CDU). Am Mittwoch besuchte er zunächst Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris, direkt im Anschluss Polens Premier Donald Tusk in Warschau. Während der Besuch bei Macron mehr als harmonisch ablief, gab es bei Tusk ersten Ärger. Der Grund: Die verschärften Grenzkontrollen in Deutschland und die Abweisung von Asylbewerber:innen, was in Polen auf Widerstand stößt. Doch die womöglich größte außenpolitische Bewährungsprobe steht Merz am heutigen Donnerstag (8. Mai) bevor: Er spricht erstmals als Bundeskanzler mit US-Präsident Donald Trump.
Merz will Trump Zölle erklären
Zum geplanten Telefonat mit Trump sagte Merz dem Sender "Welt TV", er wolle versuchen, mit Blick auf die Zollpolitik Trump zu erklären, "dass wir gerne den Handel erleichtern würden und nicht weiter erschweren". Es sei gemeinsame Überzeugung in Europa, dass Zölle allen Beteiligten schadeten und niemandem ernsthaft nutzten.
"Die Beziehungen zwischen Wirtschaftsnationen sind kein Nullsummenspiel, sondern wenn die Bedingungen gut sind, können alle davon profitieren. Und das werde ich versuchen, ihm zu erläutern", sagte Merz. Mit einem ersten europäischen Land zeichnet sich derweil eine Einigung im Zollstreit ab. Trump hat ein "bedeutendes" Handelsabkommen mit einem "großen und hoch angesehenen Land" angekündigt. Um welches Land es sich handelt, ließ der Republikaner offen. Nach einem Bericht der US-Zeitung "New York Times" soll es um ein Abkommen mit Großbritannien gehen. Laut dem US-Präsidenten soll es nur "das erste von vielen" Abkommen sein.
"Darüber entscheiden wir, nicht eine US-Regierung"
Auch zur Kritik aus der US-Regierung an der Einstufung der AfD durch den Verfassungsschutz als gesichert rechtsextremistisch, äußerte sich Merz in dem "Welt TV"-Interview. Eine amerikanische Regierung habe zu akzeptieren, "wie wir mit unseren demokratischen Institutionen umgehen, wie wir auch mit Parteien umgehen, die zum Beispiel von den Nachrichtendiensten als extremistisch, in diesem Fall als rechtsextremistisch eingestuft werden". "Wir sind unterschiedlich, aber wir sind Demokratien", sagte der Kanzler. "Das ist unsere Sache. Darüber entscheiden wir und nicht eine amerikanische Regierung."
Vance lässt Glückwünsche von Trump ausrichten
Einer der Hauptkritiker der AfD-Entscheidung des Verfassungsschutzes, US-Vizepräsident JD Vance, schlägt indes versöhnliche Töne an: Er übermittelte dem neuen Bundeskanzler Glückwünsche von Präsident Trump. Bei einer Veranstaltung der Münchner Sicherheitskonferenz in der US-Hauptstadt Washington sagte Vance: "Ich möchte natürlich im Namen des Präsidenten unsere Glückwünsche an Kanzler Merz aussprechen." In den kommenden Tagen werde die US-Regierung ein Gespräch mit dem neuen Regierungschef führen. "Wir freuen uns darauf", so Vance.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- "Welt TV"