Noch eine sichere Urlaubsinsel?
Nach Angriffen des Irans auf Israel: Wird Zypern in die Krise im Nahen Osten gezogen?
- Veröffentlicht: 20.06.2025
- 13:18 Uhr
- Kira Born
Flugzeuge werden umgeleitet, Schiffe kehren um: Der Nahost-Konflikt wirkt sich auf die Urlaubsinsel Zypern aus. Tausende Menschen stranden – ausgerechnet dort, wo andere Erholung suchen.
Flugzeuge müssen umgeleitet werden und Kreuzfahrtschiffe drehen vor der israelischen Küste um und halten in Zypern. Die Mitteleerinsel, die nur 250 Kilometer vor der Küste Israels liegt, ist im Zuge der iranischen Raketenangriffe auf den Staat Israel zu einem Ort geworden, an dem israelische Bürger:innen auf dem Weg nach Israel stranden. Mehrere Tausend Menschen warten an den beiden größten Flughäfen Larnaca und Papho - 1.600 Menschen am Hafen von Limassol auf die Weiterreise, wie die Deutsche Presse-Agentur und das "Redaktions Netzwerk Deutschland" berichten.
Die Regierung der Republik Zypern unterstreicht, sich nicht in den Konflikt einmischen zu wollen. Trotzdem befinden sich auf der Insel zwei britische Militärstützpunkte, von denen auch schon US-Militärflugzeuge gestartet sind. Wird der Urlaubsort in den möglichen Flächenbrand im Nahen Osten gezogen?
Geordneter Ablauf auf Zypern nach Raketenangriffen auf Israel
Nicht nur Israelis, sondern auch Amerikaner, Kanadier und Australier stranden auf Zypern. Die Regierung ist aufgrund vorheriger Nahostkrisen und humanitärer Notlagen erfahren im Umgang mit solchen Situationen. Sogar koscheres Essen für jüdische Reisende solle es geben, so der "RND".
Im zyprischen Hafen bildeten sich teils lange Schlangen, doch der Abfertigungsprozess laufe geordnet und zügig ab, berichteten Reporter der dpa. Viele der Reisenden betonten demnach, dass sie trotz der angespannten Sicherheitslage keine Angst hätten. "Wir möchten zurückkehren. Wir vertrauen auf unsere Regierung und haben keine Angst", erklärten mehrere Passagiere gegenüber Reportern der dpa.
Auch unterstützt der Mittelmeerstaat die Operation "Safe Return". Damit wurden am Donnerstag (19. Juni) insgesamt 21 Sonderflüge israelischer Airlines durchgeführt, um gestrandete Bürger:innen nach Hause zu bringen.
Britische Militärbasen auf Zypern: Ausgangspunkt für Missionen in Nahost?
Doch die Lage ist angespannt. Zwar heißt es aus zyprischen Regierungskreisen: "Zypern ist ein EU-Mitgliedsstaat und kein Kriegsteilnehmer – aber wir sind geografisch exponiert." Trotzdem befinden sich auf der Insel zwei Militärbasen Großbritanniens in Akrotiri und Dekelia. Sie fallen unter britisches Hoheitsgebiet. Damit hat die Regierung von Zypern keinerlei Einsicht in die Aktivitäten auf den Militärbasen.
Sie sind ein wichtiger Ausgangspunkt für Militärflugzeuge in den Nahen Osten. Im Februar 2024 starteten von Zypern aus die Luftangriffe auf die Huthi-Miliz im Jemen. Der britische Außenminister betonte, die Basen auf der Mittelmeer Insel seien in der aktuellen Situation von "von riesiger Bedeutung", so David Lammy am Mittwoch.
Auch die US-Streitkräfte haben bereits Teile ihrer Militärflugzeuge nach Zypern gebracht, wie der Verteidigungsminister Zyperns ,Vassilis Palma, bestätigte.
Zypern stellt Sicherheitsapp für den Ernstfall vor
Angesichts der Konfrontation auf der anderen Seite des Mittelmeers hat die zyprische Regierung eine Warn-App für die Bevölkerung vorgestellt. Die App "SafeCY" soll über akute Gefahren informieren und soll Menschen im Ernstfall zum nächstgelegenen Bunker führen. Davon gibt es 2.200 auf der Insel mit 1,3 Millionen Bürger:innen. Auch Touristen sollen die App für Updates herunterladen können, so die zyprische Regierung.
Das Auswärtige Amt rät deutschen Urlauber:innen zur Vorsicht bei Reisen auf die Mittelmeerinsel. Reisende sollen unbedingt die App "SafeCY" nutzten und bedenken, dass sich die Situation "schnell verändern und entwickeln" kann, so die deutsche Auslandsbehörde.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- tachles: "Zypern öffnet Tausende Bunke"
- Tagesschau: "Zypern aktiviert Schutzmaßnahmen für Bevölkerung"