97 Entlassungen
Zahl rechtsextremistischer Vorfälle bei der Bundeswehr stark gestiegen
- Veröffentlicht: 26.08.2025
- 20:21 Uhr
Die Bundeswehr hat 2024 deutlich mehr rechtsextremistische Vorfälle verzeichnet als im Vorjahr. Auch die Zahl der Entlassungen wegen Rechtsextremismus nahm stark zu.
Das Wichtigste in Kürze
Die Bundeswehr hat 2024 deutlich mehr Beschäftigte wegen Rechtsextremismus entlassen als im Vorjahr.
Gab es 2023 noch 63 Kündigungen, waren es ein Jahr später bereits 97.
Die Bundeswehr beschäftigt rund 180.000 Soldat:innen und 80.000 zivile Angestellte.
Ein Drittel mehr rechtsextremistische Verdachtsfälle und ein Drittel mehr Entlassungen nach rechtsextremistischen Vorfällen im Vergleich zum Vorjahr: Das besagen einem Bericht von "tagesschau.de" zufolge die Zahlen der Bundeswehr für das Jahr 2024.
Wie eine noch unveröffentlichte Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Zada Salihovic (Fraktion Die Linke) ergab, die dem WDR vorliegt, wurden demnach 2024 aufgrund rechtsextremistischer Vorfälle 97 Bundeswehrangehörige entlassen. Im Vorjahr waren es 62: nachdem sie sich rassistisch oder rechtsextrem geäußert hatten oder in Verbindung zu rechtsextremen Gruppen standen.
Insgesamt listet das Bundesverteidigungsministerium in seiner aktuellen Antwort in einer langen Tabelle 280 rechtsextremistische Verdachtsfälle auf, heißt es weiter in dem Bericht. Das seien rund 30 Prozent mehr als 2023.
Von Hitlergruß über Nazi-Lieder bis -Parolen
Als ein Beispiel von vielen nennt das Verteidigungsministerium den Fall eines Soldaten, der in Köln im Mai 2024 wiederholt rechtsextremistische Lieder gesungen und den Hitlergruß gezeigt haben. In mehr als 17 bestätigten Fällen sollen Bundeswehrsoldat:innen im Jahr 2024 einen Hitlergruß gezeigt haben. Etwa 50 weitere Soldat:innen standen im vergangenen Jahr im Verdacht, einen Hitlergruß gezeigt zu haben.
Wie die Nachrichtenagentur dpa meldet, geht aus Einzelfallauflistungen des Ministeriums für die beiden Jahre 2023 und 2024 hervor, dass Soldat:innen unter anderem für das Zeigen des Hitlergrußes, das "Singen rassistischer Parolen" oder antisemitische und "nationalsozialistische Äußerungen" entlassen wurden.
Mehrzahl beschuldigter Soldaten durfte Waffen behalten
Rund 60 der beschuldigten Soldat:innen behielten der Antwort der Bundesregierung zufolge zunächst weiterhin Zugang zu Waffen. Mehr als 20 der beschuldigten Soldat:innen wurden offenbar auch weiterhin als Ausbilder:innen eingesetzt.
Die Zahlen beziehen sich vor allem auf Soldat:innen, nicht auf Reservist:innen der Bundeswehr. Ein umfassender Bericht der Koordinierungsstelle für Extremismusverdachtsfälle im Verteidigungsministerium mit weiteren Zahlen wird für kommende Woche erwartet, heißt es weiter.
Das Bundesverteidigungsministerium weist demnach in der Antwort auf die Kleine Anfrage darauf hin, dass es sich bei der Zahl von 280 Fällen - gemessen an der Gesamtzahl der Beschäftigten - "nur um ganz wenige Fälle" handele. Die Bundeswehr beschäftigt derzeit rund 180.000 Berufs- und Zeitsoldat:innen sowie Wehrdienstleistende und weitere 80.000 zivile Angestellte.
Allerdings sei "jeder Fall von Extremismus einer zu viel und darf nicht toleriert werden", erklärte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Anfrage: "Der Kampf gegen Rechtsextremismus ist eine der größten Bedrohungen für die Demokratie." Die Bekämpfung von Extremismus in der Bundeswehr habe unverändert höchste Priorität.
- Verwendete Quellen:
- tagesschau.de: "97 Bundeswehrangehörige wegen Rechtsextremismus entlassen"
- Nachrichtenagentur dpa