Nukleare Bedrohung durch Russland
Wagenknecht kritisiert Merz: Bundeswehr-Stationierung in der Ukraine ist "Wahnsinn"
- Veröffentlicht: 22.08.2025
- 19:58 Uhr
- Oliwia Kowalak
Um die Frage der ukrainischen Sicherheitsgarantien wird heftig debattiert. Die BSW-Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht sieht in der Stationierung von NATO-Soldaten ein großes Risiko statt eines Weges in den gemeinsamen Frieden.
Das Wichtigste in Kürze
Vor dem Hintergrund der Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland warnte BSW-Chefin Sahra Wagenknecht vor der Stationierung von NATO- oder Bundeswehr-Soldaten in der Ukraine.
Eine Friedenssicherung durch den Einsatz westlicher Truppen könnte in den direkten Krieg mit Putin führen.
Experten mahnen, dass ein Bundeswehr-Einsatz in der Ukraine eine große Gefahr für Europa darstellen könnte – das Risiko einer nuklearen Eskalation mit Russland drohe.
Die aktuellen Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland wecken in vielen Menschen Hoffnung auf Ende des bereits seit drei Jahren andauernden Kriegs in Europa. Doch die russischen Gebietsansprüche und Sicherheitsgarantien an die Ukraine betrachten zahlreiche Experten mit Skepsis.
Denn die Stationierung von NATO-Soldaten oder gar, wie von Kanzler Friedrich Merz (CDU) angedeutet, Bundeswehrsoldaten, werde die Situation nicht schlichten – im Gegenteil. Sie kann bei falscher Planung ohne US-Beteiligung zu einer ungewünschten Eskalation oder gar zu einem nuklearen Krieg mit Russland führen.
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht warnte vor diesem Hintergrund in einem Interview mit der "Frankfurter Rundschau" vor den Folgen dieser Entscheidung und bezeichnete den Vorschlag als "absurd". Die Politikerin sieht darin einen "direkten Weg in einen Krieg mit Russland" und übt scharfe Kritik an Merz.
Wagenknecht zu Stationierung von NATO-Soldaten: "Das ist absurd"
Wagenknecht wies darauf hin, dass der Ukraine-Krieg ja gerade wegen des Vorrückens der NATO ausgebrochen sei. "Der Ukraine-Krieg wurde nicht aus Hunger nach territorialen Eroberungen begonnen, sondern um westliches Militär und Raketen in der Ukraine zu verhindern", sagte die BSW-Politikerin. "Wenn jetzt diskutiert wird, Frieden durch NATO-Soldaten in der Ukraine abzusichern, ist das absurd – das war die Ursache des Krieges.".
Doch der Druck, der auf Deutschland lastet, wird mit fortschreitenden Bemühungen aus Washington um einen Friedensdeal mit Russlands Präsident Wladimir Putin immer größer. Trumps Vize-Präsident JD Vance teilte erst kürzlich dem US-Sender "Fox News" mit, dass den Löwenanteil der Sicherheitsgarantien, die europäischen Länder übernehmen müssten.
Aufgrund der zentralen Rolle, die Deutschland in der NATO übernimmt, fällt im Rahmen der diskutierten Sicherheitsgarantien eine Schlüsselfunktion auf die Bundesrepublik. Für den Vorschlag des Kanzlers, Bundeswehrsoldaten in die Ukraine zu schicken, hat die ehemalige Linke-Politikerin indes nur Kritik übrig: "Wie verantwortungslos muss ein Kanzler sein, dass er unser Land einer solchen Gefahr aussetzen will."
Experte: NATO-Staaten ohne USA nicht zur Ukraine-Sicherung fähig
Für einen erfolgreichen Einsatz in der Ukraine müssten laut Berechnung der Stiftung Wissenschaft und Politik rund 150.000 Soldaten stationiert werden. Besonders mit Blick auf den andauernden Personalmangel bei der Bundeswehr zweifeln Experten daran, dass dem Bedarf für die Garantien entsprochen werden kann. Ohne die Unterstützung der USA sehe man keine Chance für das Funktionieren.
"Den europäischen NATO-Staaten fehlen ohne die USA sowohl entsprechende Truppenkontingente als auch die Fähigkeiten, etwa bei der Luftverteidigung oder der Aufklärung", sagte Experte der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO), Dr. Volker Weichsel, dem Nachrichtenportal "news38". Die Priorität liege eher darin, das eigene Territorium zu schützen.
Dr. Weichsel warnte außerdem eindringlich vor dem Risiko bei der Bereitstellung des NATO-Kontingents: "Die Gefahr ist groß, dass Russland den abzusichernden Waffenstillstand bricht und dann die Soldaten des Kontingents entweder evakuiert werden müssten – ein totaler Glaubwürdigkeitsverlust – oder die europäischen NATO-Staaten sich auf einen von Russland begonnenen Krieg einlassen.", wie Weichsel den schlimmsten aller denkbaren Fälle skizziert.
Ukraine-Sicherheitsgarantien: Nukleare Bedrohung durch Russland bleibt
Zuvor schloss Trump die Entsendung von US-Truppen bereits aus. Am Donnerstag (21.08.) erklärte US-Außenminister Marco Rubio laut Berichten von "CNN" in einem Telefonat, dass die USA sich an den Sicherheitsgarantien für die Ukraine nach dem Krieg beteiligen werden. Die Trump-Regierung jedoch sei weiterhin der Ansicht, dass Europa die Führung übernehmen sollte.
Trotzdem bleibt die Gefahr einer Eskalation zwischen der Atommacht Russland und der NATO weiterhin bestehen. Experte Weichsel ist der Meinung, dass eine "nukleare Abschreckungsgarantie für Angriffe auf europäische Soldaten in der Ukraine" von Washington nicht gestellt werden.
Auch Sahra Wagenknecht verwies in dem Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau" auf die atomare Bedrohung durch Russland. Ein Krieg zwischen der NATO und Russland werde nuklear eskalieren, "weil Russland der Nato schon heute konventionell hoffnungslos unterlegen ist". Die BSW-Chefin mahnt dazu, doch lieber einen anderen Weg zur Friedenssicherung zu gehen. "Der kann nur darin bestehen, wieder gemeinsame Sicherheit und neue Abrüstungsverträge anzustreben. Nur das kann den Frieden sichern".
Umfrage: Bundesbürger lehnen Bundeswehr-Stationierung in der Ukraine ab
Sowohl die AfD, die Linke als auch das BSW haben bereits signalisiert, dass ein Bundeswehr-Einsatz in der Ukraine nicht infrage käme. Während die politische Riege im Merz-Kabinett noch keine genauen Abgaben zu den geplanten Sicherheitsgarantien machen konnte, haben Bundesbürger:innen aber bereits eine klare Haltung zu dem Thema.
Wie aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag von "web.de" hervorgeht, haben sich 51 Prozent der Befragten gegen eine deutsche Beteiligung an einer Friedensmission in der Ukraine ausgesprochen. 36 Prozent bejahten demnach eine Stationierung.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa
- Nachrichtenagentur AP