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Fragwürdiger Todesfall

Putin-Kritiker stirbt in Moskau: Öl-Mogul bei Sturz aus Fenster ums Leben gekommen

  • Aktualisiert: 23.10.2024
  • 11:22 Uhr
  • Oliwia Kowalak
Wer Kritik an Putins Ukraine-Krieg übt, lebt womöglich gefährlich.
Wer Kritik an Putins Ukraine-Krieg übt, lebt womöglich gefährlich.© AP

Im Zuge des Ukraine-Kriegs sorgen fragwürdige Todesfälle in Russland für internationale Spekulationen. Jüngst soll der Öl-Mogul Mikhail Rogachev nach Angaben russischer Medien Selbstmord begangen haben. Enge Vertraute des Verstorbenen bestreiten den Suizid.

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Das Wichtigste in Kürze

  • In Russland kam es seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs zu mehreren mysteriösen Todesfällen von einflussreichen Wirtschaftsvertretern und Putin-Kritikern.

  • Am Samstag (19.10.) wurde die Leiche des Ex-Oligarchen Mikhail Rogachev aus Russland von einem Kreml-Spion vor seinem Wohngebäude in Moskau gefunden.

  • Laut offiziellen Angaben habe der Mann Selbstmord begangen, indem er sich aus dem Wohngebäude stürzte.

Ein weiterer mysteriöser Todesfall in Russland sorgt erneut für Aufsehen. Wie die britische Zeitung "Telegraph" unter Berufung auf den kremlnahen Telegram-Kanal "Mash" berichtet, wurde der ehemalige russische Oligarch und Öl-Mogul Mikhail Rogachev von einem Agenten des russischen Auslandsgeheimdienstes SVR tot aufgefunden. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldet, dass der 64-Jährige aus dem Fenster gestürzt sei.

Wie russische Fernsehsender berichten, hat Rogachev im zehnten Stock eines Moskauer Wohnhauses gelebt. Weil er angeblich an Krebs gelitten habe, soll er Selbstmord begangen haben, hieß es. Der Verstorbene habe einen Abschiedsbrief hinterlassen, der von Beamten geprüft werde. Der Kreml-Spion fand den Top-Manager vor dem Eingang eines Moskauer Wohnhauses, während er am Samstagmorgen mit dem Hund eines hochrangigen Spionagechefs im Innenhof des Gebäudes Gassi gegangen sei.

Im Video: Verhöhnt Putin Nawalny? Tod "ein trauriges Ereignis"

Laut Meldungen des unabhängigen Telegramm-Kanal VChk-OGPU haben Quellen "aus Rogachevs engstem Umfeld" die Krebserkrankung jedoch dementiert. Nach Angaben der Familie sei Rogachev beim Frühstück noch in üblicher Stimmung gewesen. Nichts hätte darauf hingedeutet, dass er Suizid begehen wolle. Rogachev hätte in der vergangenen Zeit unter gesundheitlichen Problemen gelitten, es sei aber "nicht kritisch" gewesen, so VChk-OGPU. Laut Berichten seien in der Wohnung des Öl-Tycoons verstreute Papiere auf dem Boden gefunden worden, in denen er seinen Arzt für eine verpfuschte Operation verantwortlich gemacht hätte.

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Ungeklärte Todesfälle

Russlands Oligarchen sterben unter mysteriösen Umständen

Jachten, Immobilien, Fußballclubs - das Vermögen von Oligarchen ist immens. Sie führen ein Luxusleben - allerdings von Putins Gnaden. Er verschafft russischen Unternehmer:innen Aufträge und viel Geld - dafür verlangt er absolute Loyalität. Wer Putin trotzdem in die Quere kommt und womöglich aufbegehrt, bezahlt dafür. Sehr oft mit dem Leben.

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Russland: Serie an rätselhaften Selbstmorden

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine haben sich fragwürdige Selbstmordserien einflussreicher Wirtschaftsvertreter und zumeist Putin-Kritiker gehäuft. Das russische Online-Nachrichtenportal Lenta schreibt, dass im Jahr 2022 mehrere hochrangige russische Manager bei Energieunternehmen auf rätselhafte Weise ums Leben gekommen seien. "ZDF heute" hat vor diesem Hintergrund eine Liste der vergangenen mutmaßlichen Suizide im Jahr 2022 zusammengestellt:

  • Am 30. Januar soll Leonid Shulman, Leiter der Transportabteilung von Gazprom Invest, angeblich Selbstmord begangen haben.
  • Später, am 25. Februar, habe sich Alexander Tuljakow, stellvertretender Direktor für Unternehmenssicherheit im Unified Settlement Center von Gazprom, laut Medienberichten erhängt.
  • Mikhail Watford, ein russischer Öl- und Gas-Oligarch, wurde am 28. Februar in der Garage seiner Villa im britischen Surrey gefunden.
  • Im März folgte dann die Meldung über den Tod von Wassili Melnikow, Besitzer eines russischen Arzneimittelunternehmens. Er soll zuerst seine Frau und dann seine Söhne erstochen haben.
  • Am 18. April ist der ehemalige, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Gazprombank, Vladislav Avayev zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter in der Moskauer Familienwohnung tot aufgefunden worden.
  • Am 19. April wurde ein Manager des russischen Energieunternehmen Novatek, Sergej Protosenja, erhängt im Garten seines Ferienanwesens im spanischen Lloret de Mar gefunden. Die Frau und die Tochter erlitten tödliche Stichverletzungen.

Im Bericht wird darauf verwiesen, dass laut Pressekodex die Suizid-Berichterstattung besonderer Zurückhaltung bedarf: "Die Berichterstattung über Selbsttötung gebietet Zurückhaltung. Dies gilt insbesondere für die Nennung von Namen, die Veröffentlichung von Fotos und die Schilderung näherer Begleitumstände." Ausnahmen sind zu rechtfertigen, wenn es sich um Vorfälle der Zeitgeschichte oder von erhöhtem öffentlichen Interesse handelt.

Alexej Nawalny ist tot: Kreml-Kritiker in russischem Straflager verstorben

Weitere Todesfälle von Kreml-Gegnern

Öffentliche Putin-Kritiker:innen wie der lettisch-amerikanische Unternehmer Dan Rapoport und Chef des Gazprom-Skiressorts Krasnaja Poljana, Andrej Krukowski, starben laut offiziellen Angaben durch einen Fenstersturz. Der wohl bekannteste Kreml-Gegner Alexey Nawalny ist in diesem Jahr im Gefängnis zu Tode gekommen. Zudem fielen im Jahr 2022 der frühere Leiter des Moskauer Luftfahrtinstituts (MAI), Anatoly Gerashchenko, der Chefredakteur einer russischen Boulevardzeitung, Wladimir Sungorkin, sowie Chef der Russischen Gesellschaft für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis, Iwan Pechorin, laut Medienagentur Tass mutmaßlich die Treppe runter und verunglückten tödlich.

"Wann immer jemand, der dem Putin-Regime negativ gegenübersteht, auf verdächtige Weise stirbt, sollte man ein Verbrechen nicht ausschließen, sondern vielmehr annehmen", kommentierte der ehemalige Moskauer Finanzier Bill Browder gegenüber "Politico" nach dem Tod von Rapoport die Vorfälle.

Im Zuge des Ukraine-Kriegs ist im vergangenen Jahr aus noch ungeklärten Ursachen Jewgeni Prigoschin, der frühere Wagner-Gruppe-Chef, bei einem Flugzeugabsturz um Leben gekommen. Es wird vermutet, dass das Unglück ein Racheakt des Kreml infolge des Putschversuchs der Wagner-Gruppe war.

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Mikhail Rogachev galt als Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er war von 1996 bis 2007 Vizepräsident des russischen Ölkonzerns Yukos. Das Unternehmen gehörte dem russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski, der wegen politisch motivierter Anschuldigungen im Zusammenhang mit seiner Opposition gegen Putin verhaftet und inhaftiert worden war. Nach der Schließung des Konzerns arbeitete er als stellvertretender Generaldirektor des Bergbauunternehmens Norilsk Nickel von Wladimir Potanin. Dieser gilt als der reichste Mann Russlands und enger Vertrauter von Putin. Potanin wurde von Großbritannien sowie der US-Regierung auf die Sanktionsliste gesetzt.

  • Verwendete Quelle:
  • dailymail.co.uk: "Russian businessman close to Putin mysteriously dies 'after falling from window in Moscow': Death comes days after an official found dead 'under very strange circumstances'"
  • berliner-zeitung.de: "Moskau: Russischer Öl-Tycoon stirbt bei Fenstersturz – mysteriöse Todesfälle häufen sich"
  • zdf.de: "Vizechef von russischem Ölgigant gestorben"
  • politico.com: "A Putin Critic Fell from a Building in Washington. Was It Really a Suicide?"
  • Lenta.ru
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