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Phlegräische Felder

Neapels Sorge vor einem Ausbruch des Supervulkans wächst

  • Veröffentlicht: 14.11.2023
  • 13:35 Uhr
  • Michael Reimers
Die Stadt Pozzuoli im Westen der italienischen Millionenmetropole Neapel. Die Stadt liegt auf dem Supervulkan Campi Flegrei, wo Expert:innen nach einer Serie von Erdbeben Schlimmeres befürchten.
Die Stadt Pozzuoli im Westen der italienischen Millionenmetropole Neapel. Die Stadt liegt auf dem Supervulkan Campi Flegrei, wo Expert:innen nach einer Serie von Erdbeben Schlimmeres befürchten. © Christoph Sator/dpa

Europas Vulkane sind derzeit besonders aktiv. Die größte Gefahr droht nach Meinung von Expert:innen in der dichtbesiedelten Umgebung von Neapel.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Monaten wird die Region im Westen der Millionenstadt Neapel von kleinen und größeren Erdbeben erschüttert.

  • Allein seit Anfang September wurden mehr als 1.500 Erdbeben registriert.

  • Die Wissenschaft konstatiert noch weitere Vorzeichen für einen Ausbruch des Supervulkans Campi Flegrei.

Während Europas einziger aktiver Vulkan auf dem Festland, der Vesuv bei Neapel, seit 1944 nicht mehr ausgebrochen ist, droht 20 Kilometer weiter westlich Expert:innen zufolge aktuell eine viel größere Gefahr: das Ausbrechen des Supervulkans Campi Flegrei. Seit Monaten schon wird die dicht besiedelte Region um die Millionenstadt von Erdbeben erschüttert: Allein seit Anfang September wurden mehr als 1.500 registriert. Das heftigste Beben hatte eine Stärke von 4,2.

Bislang ist noch nicht viel passiert. Aber nicht nur die Anwohner:innen, auch die Wissenschaftler:innen deuten das unterirdische Zittern und Rumoren als Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch des Campi Flegrei.

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Die "brennenden Felder" unter Neapel

Wörtlich übersetzt bedeutet Campi Flegrei: brennende Felder. Die Wissenschaft nennt diesen Supervulkan Phlegräische Felder. Im Gegensatz zum Vesuv, der sich seit seinem spektakulären Ausbruch auf Pompeji im Jahr 79 als Berg über Neapel erhebt, schlummert die Gefahr in den Campi Flegrei unsichtbar im Boden.

Das insgesamt 150 Quadratkilometer große Areal aus Dellen und Kratern befindet sich zu großen Teilen im Meer. Der letzte Ausbruch des Supervulkans war 1538. Zuvor hatte sich der Boden über einen Zeitraum von 70 Jahren durch Magmaschübe nach und nach um mehrere Meter angehoben.

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Phlegräische Felder: Seit 70 Jahren hebt sich der Boden

Seit sieben Jahrzehnten wiederholt sich dieses Szenario. Der Boden wölbt sich wieder. Forschende haben zudem einen Druck- und Temperaturanstieg unter der nahe gelegenen Stadt Pozzuoli lokalisiert. Die Kaimauer im Hafen liegt inzwischen ein paar Meter höher als früher: Die Fischer dort merken es am stärksten. Sie haben Schwierigkeiten, mit ihren Booten anzulegen.

Im Observatorium des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie (IGNV) von Neapel wird das alles genau verfolgt: die Beben, das Auf und Ab des Bodens, die Zusammensetzung des Rauchs. An einem der Bildschirme steht der Geophysiker Giovanni Macedonio. "Das ist wahrscheinlich der bestbeobachtete Vulkan der Welt", sagt der 64-Jährige.

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Wissenschaft hält viele Szenarien für möglich

Aufgrund der Daten erwarten die meisten Expert:innen, dass sich der Boden weiter wölben wird. Heißt: mehr Spannung, mehr Risse, mehr Brüche, mehr Beben. Bis es irgendwann vielleicht zu viel wird. Aber wann, was und ob überhaupt etwas passieren wird, weiß niemand. Es muss keine Eruption sein. Möglich auch, dass es ein schweres Erdbeben gibt oder eine Wasserdampf-Explosion mitten in der Stadt mit schlimmen Folgen.

Denkbar aber auch, dass sich der Supervulkan wieder fast völlig beruhigt. So oder so: Macedonio ist zuversichtlich, dass die Bevölkerung im Fall der Fälle rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden kann. 48 Stunden sollen reichen, um mehr als 360.000 Menschen zu evakuieren, die in der unmittelbaren Gefahrenzone leben.

52 Millionen Euro zusätzlich für den Katastrophenschutz

Seit 2012 gilt in der Region Alarmstufe Gelb – erhöhte Wachsamkeit. Nach den vielen Beben der letzten Monate wird nun spekuliert, dass sie demnächst auf Orange angehoben wird. Der Zivilschutzminister der italienischen Rechtsregierung, Nello Musumeci, deutete das bereits an. Beschlossen wurde in Rom schon, dass der Katastrophenschutz für die Campi Flegrei 52 Millionen Euro zusätzlich bekommt.

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