CO2-Preis entscheidend
Kostenfalle Gasheizung: So teuer ist sie langfristig
- Veröffentlicht: 29.07.2025
- 13:39 Uhr
- Michael Reimers
Bei der Entscheidung für den Einbau einer neuen Gasheizung unterschätzen viele Haushalte die Kosten, die dauerhaft auf sie zukommen. Das ergaben neue Berechnungen von "Finanztip".
Neue Gasheizung kann zur Kostenfalle werden
Lediglich auf den Anschaffungspreis einer neuen Heizung zu achten, kann sich nach Einschätzung von "Finanztip" rächen. Wie es in einer aktuellen Pressemitteilung des Geldratgebers heißt, kostet eine neue Gasheizung im Einfamilienhaus zunächst rund 8.000 Euro. Das scheinbar attraktive Angebot entpuppt sich nach der aktuellen Berechnung des Geldratgebers jedoch als Kostenfalle.
Über einen Zeitraum von 20 Jahren betrachtet summieren sich die tatsächlichen Kosten des Modells Gasheizung demnach auf das Dreifache des Anschaffungspreises. Als Grund dafür werden vor allem die steigenden CO₂-Kosten benannt. Sie verteuerten fossiles Heizen langfristig stark.
"Was auf dem Preisschild der Gasheizung fehlt, sind die CO₂-Kosten der nächsten 20 Jahre – bis sie nach dem Gebäudeenergiegesetz 2045 außer Betrieb gehen muss", warnt Sandra Duy, Expertin für energetisches Sanieren bei Finanztip. "Diese belaufen sich laut unserer Berechnung auf rund 17.500 Euro zusätzlich." Damit liege der reale Preis einer neuen Gasheizung nicht bei 8.000, sondern bei etwa 25.500 Euro.
Verdreifachung des Kaufpreises in 20 Jahren
Neben diesen direkten CO₂-Kosten gebe es weitere Faktoren, die die finanzielle Belastung für neue Gasheizungen zusätzlich in die Höhe treiben, so Duy. Nicht berücksichtigt in der Berechnung seien etwa möglicherweise steigende Netzentgelte für Gas, da sich immer weniger Gaskund:innen die Netzkosten teilen müssten oder die seit 2024 geltende Pflicht bei neuen Gasheizungen zur Beimischung von Biogas.
Die Expert:innen von "Finanztip" raten Verbraucher:innen deshalb, sich nicht nur wegen des günstigeren Anschaffungspreises für eine Gasheizung zu entscheiden. "Im Vergleich dazu kostet eine Wärmepumpe im Einfamilienhaus zwar oft rund 30.000 Euro brutto. Doch staatliche Förderungen senken diesen Betrag deutlich", heißt es im Fazit: "Für die meisten Eigenheimbesitzer sind 50 Prozent Förderung realistisch. Haushalte mit niedrigem Einkommen erhalten sogar bis zu 21.000 Euro Zuschuss."
Nach Abzug der Förderung koste die Wärmepumpe im Beispiel damit nur noch 15.000 Euro netto. Damit sei sie deutlich günstiger als die reale Belastung durch eine Gasheizung. "Wer nur auf den Einstiegspreis schaut, entscheidet sich womöglich für die langfristig teurere Option", schlussfolgert Duy. Mit Förderung sei die Wärmepumpe meist günstiger als gedacht und zudem zukunftssicher.
Gasheizungen bei Neuanschaffung immer noch am beliebtesten
In Deutschland sind im ersten Halbjahr 22 Prozent weniger neue Heizungen als im Vorjahresvergleichszeitraum angeschafft worden: 296.500 Stück. Im ersten Halbjahr ging insbesondere die Zahl der verkauften Gasheizungen um 41 Prozent auf 132.500 Stück zurück, meldet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Der Absatz von Ölheizungen sank demnach um 81 Prozent auf 10.500 Stück. Bei Wärmepumpen gab es ein Plus von 55 Prozent auf 139.500 Stück.
"Es gibt eine grundsätzliche Verunsicherung der Verbraucherinnen und Verbraucher aufgrund der Rahmenbedingungen", sagte Markus Staudt, der Hauptgeschäftsführer beim Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) Staudt, der dpa. "Die Bedingungen, eine neue Gasheizung einzubauen, sind zunehmend komplex geworden. Das andere ist die Unsicherheit, wie der Emissionshandel ab 2027 sich auf die Preise für fossile Energie auswirken wird. Das Dritte ist die kommunale Wärmeplanung." Viele Verbraucher :innen warteten ab, was in ihrer Kommune passiere.
Verbraucher verunsichert wegen unklarer Rahmenbedingungen
Zwar stiegen im ersten Halbjahr die Absatzzahlen von Wärmepumpen. Dem Branchenverband zufolge steckt der Heizungsmarkt in Deutschland in der Krise. Man erwarte bei Wärmepumpen einen Jahresabsatz von rund 250.000 Stück dieses Jahr, so Staudt. "Das ist die Hälfte von dem politisch avisierten Ziel. Wir haben das Ziel der alten Bundesregierung unterstützt - aber immer betont, dass dafür die Rahmenbedingungen durch politische Maßnahmen deutlich verbessert werden müssten. Das ist aber unter der alten Bundesregierung nicht geschehen. Wir brauchen schnellstmöglich Klarheit, wie es mit dem Gebäudeenergiegesetz weitergeht. Die Politik darf nicht warten bis zur Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie im Mai 2026, die ohnehin viel umfangreicher ist. Wir brauchen dieses Jahr Klarheit über das GEG.
Die Zukunft des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) - oft als Heizungsgesetz bezeichnet - ist offen. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD heißt es, das Heizungsgesetz werde abgeschafft. Was das genau bedeutet, ist aber nicht bekannt. Die milliardenschwere Heizungsförderung hingegen will die Koalition fortsetzen.
Das neue Gebäudeenergiegesetz ist seit Anfang 2024 in Kraft. Ziel der Reform ist es, mehr Klimaschutz im Gebäudebereich durch einen staatlich geförderten schrittweisen Austausch von Öl- und Gasheizungen zu erreichen. Funktionierende Heizungen können weiter betrieben werden. In der Kritik stehen vor allem detaillierte Regelungen zu Anforderungen an klimafreundliche Heizungen. Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Heizung ist eine staatliche Förderung von maximal 70 Prozent möglich. Der maximal erhältliche Investitionskostenzuschuss für den Heizungstausch beträgt 21.000 Euro.
- Verwendete Quellen:
- Pressemitteilung: "Das unsichtbare Preisschild: Gasheizungen dreimal teurer als viele Käufer denken"
- Nachrichtenagentur dpa