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Hitze und schlechte Arbeitsbedingungen

"Die Arbeit hier ist die Hölle": Tod von Erntehelfer erschüttert Italien

  • Aktualisiert: 02.09.2024
  • 09:12 Uhr
  • Nelly Grassinger

Zu hohe Arbeitsbelastung und extreme Hitze sind die mutmaßlichen Gründe für den Tod eines Landarbeiters in Italien. Bei dem Unglück handelt es sich um keinen Einzelfall.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Temperaturen in Europa steigen nach Experteneinschätzungen stetig an.

  • Für die Landarbeiter:innen stellt die Hitze eine tödliche Gefahr dar.

  • Die Arbeitsbedingungen auf den Feldern sind in mehreren bekannt gewordenen Fällen unzumutbar.

Nach dem Tod eines Blumenpflückers in Italien schockieren Berichte über die Behandlung von Migrant:innen auf Bauernhöfen das Land. Nach Informationen von "The Guardian" gehe man davon aus, dass Dalvir Singh an einer Kombination aus extremer Hitze und hoher Arbeitsbelastung gestorben ist. Er wurde am 16. August tot auf einem Feld in der Nähe der Stadt Latina in Mittelitalien gefunden.

Kolleg:innen des 54-Jährigen, die mit "The Guardian" sprachen, gaben an, er wäre nie krank gewesen und war ein "freundlicher Mann, der immer hart gearbeitet hat". Er habe regelmäßig Geld an seine Familie in Punjab, im Norden Indiens, geschickt und habe geplant, in den nächsten Jahren zurück in seine Heimat zu kehren. Sein Sohn und sein Schwiegersohn versuchen nun, seinen Leichnam zurück nach Indien zu bringen.

Die Ergebnisse einer Autopsie werden für den nächsten Monat erwartet. Die örtliche Staatsanwaltschaft untersucht aktuell noch die Umstände von Singhs Tod und die Frage, ob sein Arbeitgeber die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen bei Hitze getroffen hat. 

Steigende Temperaturen gefährden Landarbeiter

Mehr als 47.000 Menschen sind nach Expertenschätzungen 2023 in Europa an den Folgen hoher Temperaturen gestorben, dem weltweit wärmsten Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen. Die entsprechende Modellierungsstudie unter Leitung des "Barcelona Institute for Global Health" wurde im Fachblatt "Nature Medicine" veröffentlicht.

In Italiens Landwirtschaft sind nach Schätzungen etwa 230.000 Menschen illegal beschäftigt - darunter viele Migranten aus Ländern wie Indien oder Pakistan. Trotz der Milliardeneinnahmen, die Italiens lukrative Lebensmittelindustrie generiert, ist die Arbeit auf den Feldern mit niedrigen Löhnen, langen Arbeitszeiten und fehlenden Arbeitsrechten verbunden. Viele Produkte, die dort hergestellt werden, landen auch in deutschen Supermärkten.

Im Video: "Höchste Warnstufe" - Auswärtiges Amt warnt vor Reisen nach Süditalien

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Mehrere schockierende Fälle

Die Fälle von Misshandlung der Erntehelfer:innen in Italien sind zahlreich. Im Juli meldete die italienische Polizei dem Bericht nach mehr als 30 indische Migrant:innen, die sie aus einem Bauernhof in Mittelitalien gerettet hatte, weil ihre Pässe unrechtmäßig eingezogen worden waren und ihre Unterkünfte baufällig und menschenunwürdig ausgestattet waren. Gegen die beiden Besitzer wird nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ermittelt.

Im Juni hatte der Fall eines indischen Erntehelfers für Schlagzeilen gesorgt, der bei einem Arbeitsunfall im Süden von Rom seinen rechten Arm verloren hatte und verblutete, ohne dass sein Arbeitgeber sich groß darum kümmerte. Der Italiener soll sich nun vor Gericht verantworten müssen. "Wenn extreme Hitze mit kriminellen Aktivitäten in der Landwirtschaft einhergeht, ist es klar, dass die Tragödien, die wir seit langem vorausgesagt haben, tatsächlich eintreten", sagte Fabio Ciconte, Direktor der Nichtregierungsorganisation für Ernährung und Landwirtschaft Terra.

Ein weiterer Todesfall, der Parallelen zu Singhs Fall aufweist, ist der von Famakan Dembele,  einem Tomatenpflücker in der süditalienischen Provinz Foggia, der am 7. August letzten Jahres mit 28 Jahren mutmaßlich ebenfalls an Hitze und Überarbeitung starb. "The Guardian" besuchte Foggia, um über die dortigen Bedingungen zu berichten und mit den Erntehelfern zu sprechen.

Gefahr durch Hitzestress bei Landarbeit

Dem Bericht zufolge erzählte ein ehemaliger Kollege von Dembele, der viele Jahre auf Bauernhöfen in Frankreich und Italien gearbeitet habe, die Arbeit unter der Sommersonne sei für ihn zu einem Fluch geworden. "Unter solchen Bedingungen zu arbeiten ist die Hölle, nicht das Leben", mahnte er an. 

Klimawissenschaftler:innen warnen davor, dass Wanderarbeiter zu denjenigen gehören, die am meisten durch extreme Hitze in Europa und dem Rest der Welt gefährdet sind. "Die Menschen, die [durch Hitzestress] sterben, sind die, um die wir uns in der Gesellschaft am wenigsten kümmern", sagt Friederike Otto vom Grantham Institute for Climate Change and the Environment am Imperial Institute.

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  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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