Fake News
Angebliche Eisbärenjagd: Merz im Visier russischer Propaganda
- Veröffentlicht: 09.09.2025
- 15:28 Uhr
- Max Strumberger
Eine russische Kampagne verbreitet Falschmeldungen über Bundeskanzler Merz. Mit KI-generierten Videos und gestohlenen Journalistenprofilen wird behauptet, er habe in Kanada Tiere gejagt - eine gezielte Fake-News-Operation.
Das Wichtigste in Kürze
Bundeskanzler Friedrich Merz ist Ziel einer Desinformationskampagne aus Russland geworden.
Ein erfundenes Medium behauptet, er habe in Kanada Robben und Eisbären gejagt.
Experten sehen darin den Versuch, das Vertrauen in demokratische Institutionen zu untergraben.
Bundeskanzler Friedrich Merz ist Opfer einer gezielten Desinformationskampagne aus Russland geworden. In einem Online-Artikel des erfundenen Mediums "Toronto Journal" wird behauptet, Merz habe in Kanada Robben und Eisbären gejagt. Die Website, die offenbar nur für diesen Zweck erstellt wurde, nutzt gestohlene Autorenprofile echter Journalisten, um die Geschichte glaubwürdig erscheinen zu lassen. Medienberichten zufolge stammen diese Profile aus der kanadischen Tageszeitung "Toronto Star".
Zusätzlich zu dem Artikel kursiert ein vermutlich KI-generiertes Video, das Friedrich Merz mit einem Jagdgewehr auf einer toten Robbe zeigt. Im weiteren Verlauf werden Bilder toter Eisbären eingeblendet, begleitet von einem Interview mit einem angeblichen Inuit aus Coral Harbour. Der Ort an der Südküste der Southampton-Insel wird gezielt genannt, um die Falschmeldung glaubwürdig wirken zu lassen. Experten gehen jedoch davon aus, dass die gesamte Geschichte frei erfunden ist.
Russische Hackergruppe offenbar verantwortlich
Hinter der Kampagne steckt dem auf Fake News spezialisierte Rechercheportal "Gnida" zufolge die russische Propaganda-Gruppe "Storm-1516". Diese war in der Vergangenheit bereits für die Verbreitung von Falschmeldungen über Merz, Ex-Außenministerin Annalena Baerbock und Ex-Vizekanzler Robert Habeck verantwortlich. Auch internationale Persönlichkeiten wie Kamala Harris und Wolodymyr Selenskyj waren Ziel ihrer Desinformationskampagnen.
Die Gruppe nutzt gezielt moderne Technologien wie KI, um ihre Falschmeldungen zu verbreiten. Bereits wenige Tage nach der Ernennung von Merz zum Bundeskanzler war mit einem Video im Netz das Gerücht verbreitet worden, der französische Präsident Emmanuel Macron habe bei seiner Reise mit Merz nach Kiew in seinem Zugabteil - als Journalisten für einen Bildtermin dazustießen - eine Tüte mit Koks vom Tisch genommen, um sie zu verstecken. Merz soll demnach seinerseits angeblich einen Löffel zum Konsum von Kokain versteckt haben.
Fake-News-Kampagne soll zu Spaltung führen
Auch die Bundesregierung beobachtet gezielte Desinformationskampagnen aus dem Ausland. Diese dienten dazu, das Vertrauen in staatliche Stellen zu untergraben sowie gesellschaftliche Konflikte zu vertiefen und somit offene und demokratische Gesellschaften zu destabilisieren, sagt der Regierungssprecher. So sieht das auch ISD-Analyst Maristany de las Casas: Die Urheber hätten das Ziel, bestehende und neu entstehende innerstaatliche Spaltungen bewusst zu verstärken und auszunutzen, um dadurch "das Vertrauen in demokratische Institutionen und Prozesse zu untergraben".
Als potenzielle Urheber dieser Fake News sieht Analyst Maristany de las Casas vom Institute for Strategic Dialogue einerseits Kreml-nahe Akteure. Diese könnten das vehemente Eintreten von Merz etwa für mehr finanzielle und militärische Unterstützung der Ukraine als direkte Bedrohung empfinden. Andererseits zielen nach seinen Worten auch rechtsextreme Accounts auf Merz ab. Da gehe es beispielsweise um die Rolle der CDU in der Migrationsfrage und Merz' Weigerung, eine Koalition mit der AfD einzugehen.
- Verwendete Quellen:
- Nachrichtenagentur dpa