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Krankenkassen-Studie

Dramatischer Anstieg: Immer mehr Berufstätige psychisch krank

  • Veröffentlicht: 09.08.2023
  • 13:59 Uhr
  • Joachim Vonderthann

Corona, Inflation, Krieg: Zu den globalen Krisen kommen persönliche Belastungen -  und das hat beunruhigende Auswirkungen auf immer mehr Menschen.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Fehlzeiten bei Berufstätigen wegen psychischer Belastungen sind drastisch angestiegen.,

  • Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der KKK Kaufmännische Krankenkasse.

  • Die Ausfallquote liegt jetzt schon auf dem Niveau des gesamten vergangenen Jahres.

Globale und persönliche Probleme, Inflation und Geldsorgen, die Corona-Jahre: All diese Krisen zeigen zunehmend Auswirkungen auf die vor allem berufstätigen Menschen in Deutschland. Deren psychische Belastung ist laut KKH Kaufmännische Krankenkasse im ersten Halbjahr 2023 drastisch gestiegen.

Imer mehr Menschen sind psychisch krank

Das zeige sich an den Fehlzeiten, teilte die Krankenkasse unter Berufung auf Daten zu den eigenen Versicherten am Mittwoch (9. August) mit. Die Fehlzeiten wegen seelischer Leiden seien auf 303 Ausfalltage pro 100 Versicherte gestiegen - ein Plus von 85 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In der jüngeren Vergangenheit habe es einen solchen Anstieg nie gegeben, teilte die Kasse mit. Im ersten Halbjahr 2022 waren es 164 Ausfalltage, in den ersten sechs Monaten 2021 noch 137. "Diese Entwicklung ist alarmierend, denn wir haben schon jetzt fast das Niveau des gesamten Jahres 2022 erreicht", sagte die KKH-Arbeitspsychologin Antje Judick.

Denn im vergangenen Jahr registrierte die Krankenkasse 339 Fehltage pro 100 Versicherte wegen Depressionen, Anpassungs- oder Angststörungen. 2021 und 2020 waren es 287 und im Vor-Corona-Jahr 2019 rund 274 Tage. Für die Untersuchung wertete die KKH die Zahl der Kalendertage mit ärztlichem Attest von pflichtversicherten und freiwillig versicherten eigenen Mitgliedern aus. Die KKH ist nach eigenen Angaben mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten eine der größten bundesweiten gesetzlichen Krankenkassen mit mehr als 1,6 Millionen Versicherten.

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Fehlzeiten steigen dramatisch an

Das Hoch bei den Fehlzeiten ist nicht das einzige Alarmsignal. Auch bei den Krankschreibungen wegen seelischer Leiden gab es einen Anstieg: Laut KKH stieg die sogenannte Arbeitsunfähigkeitsquote, also die Zahl der Krankschreibungen bei psychischen Erkrankungen im Verhältnis zu den berufstätigen Versicherten, im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 32 Prozent - nämlich von 3,9 auf 5,2 Prozent.

"Der besonders starke Zuwachs bei den Fehlzeiten deutet darauf hin, dass es zunehmend schwere, langwierige Fälle von psychischen Erkrankungen gibt", erklärte Judick. Das bereite Sorgen - auch mit Blick auf die Beschäftigten, die die Arbeitsausfälle abfedern müssen. Auch sie könnten erschöpfungsbedingte psychische Leiden entwickeln.

Berufstätige fühlen sich im Dauerstress

Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Krankenkasse bestätigt: Der Stresslevel der Berufstätigen ist hoch. 90 Prozent von ihnen fühlten sich zumindest gelegentlich gestresst, rund die Hälfte davon häufig oder sehr häufig, ergab die Studie. Dafür waren im Mai bundesweit 1004 Menschen im Alter von 18 bis 70 Jahren befragt worden - darunter 722 Berufstätige.

Knapp 60 Prozent der Berufstätigen sprachen von zunehmendem Stress in den vergangenen ein bis zwei Jahren. Neben Ausbildung und Beruf sowie Krisen wie Klimawandel und Inflation (je 47 Prozent) sind es demnach vor allem hohe Ansprüche an sich selbst (51 Prozent), die die Menschen als stressig empfinden. Auch die ständige Erreichbarkeit via Smartphone (37 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (24 Prozent) machen Stress. Fast zwei Drittel der Berufstätigen fühlen sich unter Stress erschöpft und ausgebrannt, jede und jeder sechste Berufstätige leidet unter stressbedingten Angstzuständen.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
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